Seminarbeschreibung
Grammatische Störungen gelten als Leitsymptom von Sprachentwicklungsstörungen und persistieren häufig bis ins Schulalter. Das Konzept der Kontextoptimierung nach Hans-Joachim Motsch ist eine langjährig in der Praxis angewandte, evidenzbasierte Therapiemethode zur Behandlung syntaktisch-morphologischer Störungen und zählt zu den methodenintegrativen Therapiekonzepten. Unter Einsatz produktiver, rezeptiver und reflexiver Methoden werden planbare und veränderbare Elemente des Lernkontextes so optimiert, dass das Erkennen und der Erwerb grammatischer Regeln für spracherwerbsgestörte Kinder möglich wird.Der Kurs gibt zunächst einen theoretischen Überblick über das Erscheinungsbild grammatischer Störungen sowie aktuelle, ausgewählte diagnostische und sprachtherapeutische Möglichkeiten. Dabei wird in dieser Veranstaltung der Fokus auf die Erfassung syntaktischer und morphologischer Störungen und die Therapiezielableitung mittels des Grammatiktests „ESGRAF 4–8“ (Motsch & Rietz 2019) für 4- bis 8-jährige Kinder gelegt. Im Anschluss werden die Grundlagen, Prinzipien und Rahmenbedingungen der „Kontextoptimierung“ thematisiert. Darauf aufbauend wird anhand von intensiven Kleingruppenübungen, Fallbeispielen und Fachdiskussionen Sicherheit für die konkrete Umsetzung des Therapiekonzepts bei ein- und mehrsprachigen Vorschulkindern und Schulkindern für die Therapieziele „Verbzweitstellungsregel im Hauptsatz“, „Verbendstellungsregel in subordinierten Nebensätzen“, „Subjekt-Verb-Kontrollregel“ und „Kasusmarkierung (in Akkusativ- und Dativkontexten)“ vermittelt. Dabei werden Beispiele zur Umsetzung in unterschiedlichen Settings (Einzel- und Gruppeninterventionen) aufgezeigt.
Lehrmethoden:Die teilnehmerbegrenzte Veranstaltung trägt Workshopcharakter mit hohem Praxisanteil. Neben den Impulsen durch die Referentin steht die Eigenerfahrung der TeilnehmerInnen durch supervidierte Übungen und Kleingruppenarbeit, durch die Analyse von Videosequenzen und Fallbeispielen sowie Fachdiskussionen im Mittelpunkt.
Zielgruppe: LogopädInnen, SprachtherapeutInnen, SonderpädagogInnen
Weitere Hinweise/Anmerkungen: Zur anschließenden Durchführung der Therapie empfiehlt sich die zusätzliche Lektüre des Praxisbuches:Motsch, H.J. (2017): Evidenzbasierte Intervention bei grammatischen Störungen in Therapie und Unterricht. Unter Mitarbeit von Margit Berg. 4., völlig überarbeitete Auflage. München: Reinhardt. (49,90 Euro)
Seminarinhalte
Die TeilnehmerInnen…
- haben einen Überblick über das Erscheinungsbild grammatischer Störungen und psycholinguistischer Grundlagen einer entwicklungsorientierten Diagnostik und Therapie grammatischer Störungen
- kennen den Grammatiktest für 4- bis 8-jährige Kinder „ESGRAF 4–8“ (Motsch & Rietz 2019) und können Therapieziele aus den Testergebnissen ableiten und priorisieren
- kennen die Grundlagen der Kontextoptimierung nach Motsch (2017): Prinzipien, Essentials, Aufbau
- haben Sicherheit in der konkreten, methodischen Umsetzung einer exemplarischen Therapiestunde für die Therapieziele „Verbzweitstellungsregel im Hauptsatz“, „Verbendstellungsregel in subordinierten Nebensätzen“, „Subjekt-Verb-Kontrollregel“ und „Kasusmarkierung (in Akkusativ- und Dativkontexten)“
- kennen Möglichkeiten zur Umsetzung des Gelernten in unterschiedlichen Settings (Einzel- und Gruppeninterventionen)