Mehrsprachige (bzw. bilinguale) Kinder lernen ihre Sprachen genauso problemlos wie einsprachige Kinder. Sie stützen sich hierbei unter anderem auf sozial-kommunikative und kognitive Ressourcen. Diese Ressourcen können bei Kindern mit geistiger Behinderung bzw. Intelligenzstörung (nach ICD 10, Version 2021 (F70-F79)) eingeschränkt sein und sich auf ihre (Mehr-) Sprachentwicklung auswirken. Was ist also zu berücksichtigen, wenn wir mehrsprachige Kinder mit Intelligenzstörung in der Praxis diagnostizieren und therapieren?
Das Seminar richtet sich an Therapeutinnen, die bereits erste Erfahrungen in den Bereichen „Mehrsprachigkeit“ und „Spracherwerb bei Intelligenzstörung“ gesammelt haben und ihre Fähigkeiten zur entwicklungsorientierten Diagnostik und Therapie mehrsprachiger Kinder mit Intelligenzstörung ausbauen möchten.
Zunächst erhalten Sie einen Überblick über Ressourcen und Schwächen für den Mehrsprachenerwerb. Darauf aufbauend werden ein Leitfaden für die Diagnostik dieser Kinder sowie einsetzbare Diagnostikmaterialien aufgezeigt. Das diagnostische Vorgehen wird mittels Fallbeispielanalyse ausprobiert. Inhalte zum entwicklungsorientierten Therapieren bei mehrsprachigen Kindern mit weiteren Einschränkungen werden an den Beispielen Down-Syndrom und Autismusspektrumstörung vertieft. Methoden, Materialien und Spiele für die Therapie werden vorgestellt. Dabei können die Teilnehmerinnen das therapeutische Vorgehen in praktischen Übungen erproben. Welche Aspekte und Vorgehensweisen sie bei der Beratung der Angehörigen zum Mehrsprachenerwerb berücksichtigen sollten, wird diskutiert. Die angesprochenen Themen werden unter Einbezug des aktuellen Forschungsstandes und der gängigen Spracherwerbstheorien beleuchtet. Der Erfahrungsaustausch unter den Teilnehmerinnen ist sehr willkommen.